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Furtwängler & Hammer Orgel Plauen

Die P. Furtwängler & Hammer-Orgel in der Plauener Herz-Jesu-Kirche wurde 1902 für die neue katholische Kirche erbaut und geweiht. Das Instrument besitzt 27 Register, verteilt auf zwei Manualen und Pedal.

Für die Windversorgung ist ein großer, im Turm aufgestellter und halb unter das Schwellwerk ragender Doppelfaltenmagazinbalg zuständig. Die fünf pneumatisch angesteuerten Kegelwindladen verteilen sich wie folgt im Instrument:
I. Manual C- und Cs-Lade in diatonischer Teilung,
Schwellwerk – eine Lade in chromatischer Teilung und
Pedal wieder C- und Cs-Lade.
Das Schwellwerk steht im Turm, begehbar über herausnehmbare Füllungen in der Schwellfront und einem etwa 15 cm breiten Laufgang im Schwellkasten.

1917 mussten die Prospektpfeifen aus Zinn abgegeben werden. Dafür gibt es keinen schriftlichen Beleg, aber die einst abgeklebten Fußlochbohrungen im klingenden Mittelfeld von Principal 8' lassen keinen anderen Schluss zu. In den 20er Jahren muss die Erbauerfirma Prospektpfeifen aus Zink eingebaut haben. Indiz dafür ist die Konstruktion der Metallpfeifen. Bei dieser Gelegenheit muss auch die Intonation das erste Mal verändert worden sein. Das vermutlich „zu kräftige“ Instrument wurde mit zusätzlichen Kernstichen, zugedrückten Kernspalten, leicht nachgeschnittenen Aufschnitten (bei den Metallpfeifen) und nachgeschnittenen Aufschnitten sowie zugekeilten Fußlöchern (bei den Holzpfeifen) spätromantisch umgearbeitet.

1930 disponiert die Firma Alfred Schmeißer aus Rochlitz das Instrument neobarock um und entfernt dafür alle Streicherstimmen und eine Flötenstimme. Die Register Salicional 8' (zu Terz 1 3/5' im I. Manual) und Fugara 4' (zu Quinte 1 1/3' im II. Manual) wurden durch Kürzen der Pfeifenkörper umgebaut. Gamba 8' wird zu Oktave 4', Harmonieflöte 8' wird zu Querflöte 2' (jeweils im II. Manual) und Cello 8' wird zu Choralbass 4' abgeschnitten. Die Harmonia aetherea 3-4fach wird zur Terzimbel 3-4fach, durch Rücken des Pfeifenbestandes und teilweisen Neubau von Pfeifen. 1947 erfolgt eine kriegsschadenbedingte Überholung durch Reinhard Schmeißer aus  Rochlitz.

1995 erfolgte eine Generalreparatur durch Gerd Christian Bochmann aus Kohren-Sahlis in mehreren Etappen. Dabei wurde, neben Reinigungsarbeiten, die komplette Pneumatik saniert. Leider kam damals Katalogware zum Einsatz und die meisten originalen Keilbälgchen wurden vernichtet. Die Intonation wurde damals nur ausgleichend überarbeitet.

2009 legten wir das erste Kostenangebot zur Restaurierung der Orgel vor, inklusive Bericht und Fotodokumentation über den derzeitigen Zustand. 2016 Aktualisierung unserer Unterlagen und Beantragung von Fördermitteln durch die Kirchgemeinde. 2017 erfolgte dann die Beauftragung unserer Werkstatt mit den Restaurierungsarbeiten und Rekonstruktion der Disposition von 1902. 2018 im Januar Vertragsabschluss und Beginn der Arbeiten. Für die Restaurierung wurden 2500 Arbeitsstunden geleistet. Am 21. Dezember 2018 erfolgte die Orgelweihe durch Bischof Heinrich Timmerevers.

Folgende Restaurierungsarbeiten wurden ausgeführt:

  • Klangdokumentation
  • Reinigung der Orgel und des Pfeifenwerkes
  • wiederholte Restaurierung der gesamten Pneumatik von Ton- und Registertraktur (alle Bälgchen wurden mit Leder neu bezogen – teilweise wurden komplett neue Bälgchen für das II. Manual angefertigt)
  • Restaurierung der Kegelwindladen
  • Neuaufbau und Belederung des Doppelfaltenmagazinbalges
  • Versetzen des Schwellwerkes um 40 cm in den Turm hinein und Einrichten eines seitlichen Zugangs
  • Verlängerung der Pneumatik für die Ton- und Registertraktur und Umbau der Windanschlüsse
  • Restaurierung der Technik des Spieltischs
  • Restaurierung der Prospektpfeifen aus Zink und Neubeschichtung mit Aluminiumbronce
  • Restaurierung des zum Teil stark in Mitleidenschaft gezogenen Holz- und Metallpfeifenwerkes
  • Herabsetzung des Stimmtons von 440 bei 15°C auf 440 Hz bei 18°C, zugunsten der Zungenstimmen im Instrument
  • Rekonstruktion Gamba 8': Restaurieren & Anlängen der Holz- und Metallpfeifen, sowie Rekonstruktion fehlender Pfeifen
  • Rekonstruktion Salicional 8': Restaurieren & Anlängen der Metallpfeifenfragmente ab c°, Neubau der Pfeifen C – H Metall gedeckt, da Ausführung in voller Länge aus Platzgründen nicht möglich
  • Rekonstruktion Harmonieflöte 8': Rekonstruktion der Holzpfeifen C – H und der offenen zylindrischen Metallpfeifen von c° - b°, Restaurieren und Anlängen der Metallpfeifen ab h°, ab h¹ sind die Pfeifen überblasend
  • Rekonstruktion Fugara 4': Restaurieren & Anlängen der Metallpfeifenfragmente ab F,
    Rekonstruktion des Registers C – E und von f¹ - f³
  • Rekonstruktion Harmonia aetherea 3-4fach: C 2 2/3' 2' 1 3/5' Rekonstruktion C – H komplett c° 4' 2 2/3' 2' 1 3/5' Rekonstruktion 4 Fuß und 2 2/3' bis h°, Rekonstruktion 1 3/5' bis d°
  • Rekonstruktion Cello 8': Restaurieren & Anlängen der Holz- und Metallpfeifen
  • Rekonstruktion der Intonation der Register, wobei die Veränderungen der Aufschnittwerte durch die spätromantische Umarbeitung belassen und klangliche Abweichungen nur mittels Auswahl behutsamer Intonationstechnik ausgeglichen wurden

Für die Rekonstruktion von Registern wurde hauptsächlich das original erhaltene Instrument in der katholischen Kirche Maria Hilfe der Christenheit zu Schöningen zurate gezogen (Furtwängler & Hammer von 1908 mit 20 Registern).

Disposition

I. MANUAL, Hauptwerk C–f³

  1. Bordon 16'
  2. Major Prinzipal 8'
  3. Hohlflöte 8'
  4. Gamba 8'/Rekonstruktion
  5. Dolce 8'
  6. Oktave 4'
  7. Flachflöte 4'
  8. Quinte 2 2⁄3'
  9. Oktave 2'
  10. Mixtur 3–5 2'
  11. Trompete 8'

II. MANUAL, Schwellwerk C–f³

  1. Minor Principal 8'
  2. Salicional 8' / Rekonstruktion
  3. Aeoline 8'
  4. Vox coelestis ab c° 8'
  5. Harmonieflöte 8' / Rekonstruktion
  6. Lieblich Gedeckt 8'
  7. Fugara 4' / Rekonstruktion
  8. Flauto amabile 4'
  9. Harmonia aetherea 3–4fach 2 2/3' / Rekonstruktion

Tremulant – 1994 eingebaut

PEDALWERK C–d¹

  1. Violon 16'
  2. Subbass 16'
  3. Harmonikabass 16'
  4. Prinzipalbass 8'
  5. Cello 8' / Rekonstruktion
  6. Bassflöte 8'
  7. Posaune 16'

Koppeln

Manualkoppel II/I
Pedalkoppel I/P
Pedalkoppel II/P
Superoktavkoppel I/I
Superoktavkoppel II/II
Grundoktavkoppel II/I

SPIELHILFEN

Schwellwerk
Crescendo als Tritt
Drei feste Kombinationen p / mf / f / Tutti
Rohrwerkabsteller
Handregisterabsteller

 

Windladen

Pneumatische Kegelladen